die Schnittmenge erkunden
"Von einer Beziehung erwarte ich..." Es folgt eine Aufzählung.
Bedürfnisse soll diese Beziehung erfüllen, einen Menschen sich vollständig fühlen lassen, jemand soll da sein - und vor allem NICHT : es folgt eine weitere Aufzählung.
Ich frage, ob die aufgezählten Erwartungen schon mal erfüllt wurden, in irgendeiner Liebesbeziehung. Und wenn ja, wie das war.
Ein irritierter Blick. "Nein.", lautet die Antwort. "Bisher nicht." - Die neue Liebesbeziehung wird also gerade an Erwartungen gemessen, die noch nie erfüllt wurden. Diese beiden Menschen sind sich vor Kurzem erst begegnet. Und schon haben sie eine sehr delikate Zuständigkeit im Leben des anderen.
Die Erwartungen waren vor dem neuen Menschen im Leben meiner Klientin da.
Ich empfehle einen anderen Blick: "Wer bist Du eigentlich?"
- Ein ganz neuer Mensch im eigenen Leben.
Wie fühlt er / sie sich an? Wie ist es, in ihrer / seiner Nähe zu sein? Welche Sicht hat dieser Mensch auf das Leben? Was davon ist mir ganz neu? Und welche Chancen birgt das?
Jedes Mal, wenn zwei Menschen neu zusammenkommen, entsteht ein neues Feld.
Das ist spannend, beängstigend, befremdlich, wunderschön - auf jeden Fall: neu. Und damit wert, erforscht zu werden.
Es kann helfen, eine Beziehung als eine Art Forschungsreise zu betrachten. Das befreit uns zunächst von Erwartungen und dem daraus resultierenden Druck. Wir sind freier und neugieriger. Denn wir lernen ja nicht nur einen anderen Menschen neu kennen - auch wir selbst erleben uns neu, treffen auf neue Resonanzen und drücken uns neu aus.
Das ist auf jeden Fall bereichernd.